Zum Geleit
‚So bekommen Sie Ihr Drehbuch in den Griff‘ – eine Behauptung, ein Versprechen. Und bereits mit Titel und Eingangstext geben die Autoren Mertens und Werner die Tonalität dieses überarbeiteten Sachbuches vor: In einer gut verständlichen, teils saloppen und damit stets unprätentiösen Sprache vermitteln sie Praxiswissen. Dies zwar mit dem gebotenen Respekt gegenüber den reichlich vorhandenen theoretisch-praktischen Werken der Film- und Drehbuchlehre, aber dennoch auch in dem Wissen und der Absicht, sich nicht auf das Parkett abgehobenen Diskurses einzulassen, sondern allenfalls auf vertiefende Literatur zu verweisen. So legen sie hier in einer erweiterten Neuauflage ihres gleichnamigen Bestsellers wiederum ein das breite Spektrum an Literatur ergänzendes und dabei erfrischend vorbehaltloses und ausdrücklich praktisch orientiertes Buch vor. Aus der persönlichen Erfahrung als Autoren, Regisseure, Lektoren und Lehrende gewonnene Erkenntnisse münden in Tricks und Kniffen ebenso wie in Checkboxen, die ein jedes der sieben Kapitel beschließen. Denn es ist das vornehmliche Anliegen der Autoren, anderen Autoren dabei zu helfen, Fehler in ihren Skriptfassungen zu erkennen, besser noch, diese bereits beim Schreiben zu vermeiden.
Sieben Themenkomplexe sind es, die sie als häufigste Fehlerquellen in der dramaturgischen Arbeit identifiziert haben. In das Zentrum dieser Themen stellen sie die Charaktere, die Haupt- und Nebenfiguren, denn für sie ist die (erfolgreiche) Filmdramaturgie in erster Linie ‚characterdriven‘, also von den Figuren bestimmt. Jeder der Aspekte, ob der ‚Figurenbogen‘, das ‚Verhältnis von Haupt- zu Nebenfiguren‘, ‚Kausalitäten‘ oder ‚Mid-points‘, werden anhand von zahlreichen, vorwiegend äußerst erfolgreichen und vor allem weitgehend aktuellen und populären Film- und Serienbeispielen wie THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI, KILLING EVE, ARRIVAL oder JOKER erläutert und illustriert. Die Leser*innen sind somit jederzeit in der Lage, sofort und ohne weitere Bemühung von Mediatheken diesen Beispielen zu folgen, das Kopfkino reicht. Darüber hinaus werden allgemeinverständliche sozialwissenschaftliche Modelle wie das der Maslowschen Bedürfnispyramide, die fünf Phasen der Trauer von Kübler-Ross oder die neun Stufen der Eskalation nach Friedrich Glasl herangezogen. Neben den aktualisierten Film- und Serienbeispielen wird die neue Auflage um die "Systemdramaturgie" ergänzt.
Diese geballte Ladung praktischer Expertise ergänzt die Reihe von nord-media unterstützten vorwiegend theoriegeleiteter Publikationen in idealer Weise. In der direkten Zugänglichkeit der vorgelegten Sichtweisen eröffnen sich Autor*innen und Regisseur*innen unmittelbare Interventionsoptionen, um Geschriebenes oder noch zu Schreibendes kritisch zu hinterfragen.
Freuen darf man sich auch über zwei ‚Bonustracks‘: Artikel der Autoren aus dem Fachmagazin ‚Wendepunkt‘ des Verbandes für Film- und Fernsehdramaturgie VeDRA.
Ich wünsche Ihnen viele Anregungen und Vergnügen bei der Lektüre.
Thomas Schäffer
Geschäftsführer nordmedia Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH.
CHRISTIAN MERTENS / BARTOSZ WERNER
So bekommen Sie Ihr Drehbuch in den Griff
Wie Sie die 7 häufigsten Fehler in der Dramaturgie erkennen und vermeiden